Nachlese
Unser VeranstaltungsrückblickNachlese: FAPIQ-Fachtag „Gut Älterwerden im vertrauten Wohnumfeld“ am 17.10.2024 auf Hermannswerder, Potsdam
„Gut Älterwerden im vertrauten Wohnumfeld“ – so lautete das Motto des diesjährigen FAPIQ-Fachtags im Hoffbauer Tagungshaus auf Hermannswerder in Potsdam. Über 100 Teilnehmende aus Kommunen, Landkreisen und Seniorenbeiräten, Mehrgenerationenhäusern, Vereinen und Trägern von Quartiersprojekten befassten sich mit der Frage, wie Menschen im vertrauten Umfeld gut und generationsübergreifend leben können. Schwerpunkt dabei war, was einzelne von der FAPIQ geförderte Projekte über die Jahre bewirkt haben und welche Impuls sie für eine alternsgerechte Entwicklung vor Ort geben können.
Mit insgesamt rund 40.000 Euro unterstützt die FAPIQ in diesem Jahr zwölf Projekte – etwa einen Küchentreff, einen Gemeinschaftsmittagstisch, ein Erzählcafé, Sitzbänke oder eine mobile Bibliothek für Ältere. Eine gebührende Würdigung ihrer Arbeit erhielten die Projekte durch Dr. Thomas Götz, Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg.
Katharina Wiegmann, FAPIQ-Projektleiterin, betonte in ihrer Begrüßung: “Wichtig ist uns, dass die geförderten Projekte keine isolierten Maßnahmen sind, die nach der Förderung enden. Es freut uns deshalb, wenn durch die Projekte ein längerfristiges Engagement und eine Vernetzung vor Ort entsteht.“
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Die geförderten Projekte 2024
Würdigung durch Staatssekretär Dr. Thomas Götz, Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg
Aus der Rede
- „Der Fachtag greift aktuelle sozialpolitische Fragestellungen auf, die im Zuge des demografischen Wandels an Bedeutung gewonnen haben.“
- „Auch die neue Landesregierung wird sich für ein aktives, selbstbestimmtes und gesellschaftlich erfülltes Älterwerden im Land stark machen müssen. Daran führt kein Weg vorbei.“
- „In diesem Jahr wurden die Seniorenpolitischen Leitlinien fortgeschrieben, flankiert von einem Maßnahmenpaket mit präventivem Charakter. Das entspricht dem Wunsch vieler Menschen, auch bei Unterstützungsbedarf möglichst lange im vertrauten Wohnumfeld leben zu können.“
- „Der Pakt für Pflege unterstützt die häusliche Pflege konsequent und begrenzt so den Personalbedarf in der professionellen Pflege.“
- „Den Kommunen kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Sie sind vor Ort präsent und haben Zugang zu den Betroffenen, den Pflegeakteuren und den zivilgesellschaftlichen Ressourcen der sozialräumlichen Unterstützung.“
Die Projekte im Einzelnen
Kurz vorgestellt:
Sitzbänke für Senioren, Brück Bücherkoffer Stadtbibliothek, Brüssow Gute Stube von Grünheide, Grünheide (Mark)
Neubarnimer Begegnungsallee, Letschin Digitalcafé, Neuhardenberg Gemeinsam vereint gegen den plötzlichen Herztod, Hohenleipisch
Gemeinschaftlicher Mittagstisch, Seddiner See beSitzbares Umfeld, Teupitz Beschaffung eines Schaukastens, Werder (Havel)
Generationsübergreifendes Schrauben, Wittenberge Gerda`s Erzählkaffee, Wriezen Küchentreff, Zossen
Galerie: Zum Weiterblättern auf das Bild klicken
Partizipation und partizipative Forschung mit älteren Menschen – Alternsgerechte Quartiere gemeinsam gestalten
Vortrag von Prof. Dr. Cordula Endter, Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin
In ihrem Vortrag stellte FrauProf. Dr. Endter das Alter – Peripherie – Experiment (AlterPerimentale) vor. Es zielt darauf ab, die Lebensqualität älterer Menschen in der deutsch-polnischen Grenzregion zu verbessen.
Das Wichtigste in Kürze
- Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und Soziale Teilhabe sind Resilienzfaktoren gegen Einsamkeit.
- Ältere Menschen profitieren besonders von vielfältigen, lebendigen und sicheren Nachbarschaften und tragen zugleich ihrerseits zur Vielfalt eines Quartiers bei.
- Räumliche, soziale und strukturelle Gegebenheiten des Quartiers beeinflussen die Chancen auf ein gesundes, aktives und in soziale Netzwerke eingebundenes Leben im Alter.
- Die Beteiligung älterer Menschen an der Gestaltung ihres Lebensumfeldes fördert die Selbstbestimmung. Das wirkt sich positiv auf die Lebensqualität im Alter aus.
Zur Präsentation
Forenzeit: Austausch und Praxisbeispiele
Gelegenheit zu Austausch und Diskussion gab es in den Fachforen. Forumphase 1 orientierte sich an den folgenden Fragen: Was ist aus den Projekten geworden, was hat geholfen, sie zu verstetigen? Was hat sich um die Projekte herum entwickelt?
Forumphase 1
Forum1 „Orte der Begegnung gemeinsam gestalten“
Orte der Begegnung schaffen Gelegenheiten, miteinander in den Austausch zu kommen. Die gemeinsame Gestaltung dieser Orte schafft Vertrauen und stärkt den Zusammenhalt zusätzlich.
Beispiele:
- Wochenmarkt Podelzig – Thomas Mix, Bürgermeister Gemeinde Podelzig (Galerie unten, linkes Bild)
- Förderung durch die DSEE – Anna-Katharina Friedrich, Deutsche Stiftung Engagement und Ehrenamt (Galerie unten, mittleres Bild)
Schlaglichter:
- Um Orte der Begegnung effektiv gestalten zu können sollten in einem Beteiligungsprozess vor Ort alle relevanten Gruppen generationenübergreifend einbezogen werden…
- …und zwar über den gesamten Zeitraum, niemand darf aus dem Blick geraten – also: „Immer dranbleiben“
- Neue Ideen aus jeder Richtung sind willkommen und haben ihren Plath.
- Das Förderprogramm „Engagiertes Land“ kommt dem strukturschwachen ländlichen Raum zugute.
- Es ist wichtig, zu den Verantwortlichen direkt Kontakt aufnehmen zu können (z.B.: DSEE: DSEE-Hallo), per E-Mail und telefonisch).
Forum 2 „Gemeinschaft durch Bewegung fördern – Was sich aus FAPIQ-Förderprojekten entwickelt hat“
Bewegungsangebote können ein Ausgangspunkt für die alternsgerechte Entwicklung sein. Sie schaffen ein Miteinander im Quartier und tragen dazu bei, länger mobil zu bleiben und damit aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.
Beispiele:
- Coming together Dolgelin, Christina Helbig, Seniorenverein bei den Rollatoren e. V.
- Bewegung am Bürgerhaus hält jung, Liane Kegel, Jugend- und Kulturverein Bruchmühle e. V.
Schlaglichter:
- Bewegung im Freien macht neugierig und motiviert zum Mitmachen – etwa beim Einrichten eines Bocciaplatzes; sie fördert auch die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Ein geeignetes Bewegungsangebot für ältere Menschen ist z. B. Boccia.
- „Bewegungsplätze“ funktionieren besonders gut in einer guten Vor-Ort-Struktur, etwa mit Bänken oder einem Backofen.
- Direkte Ansprechpersonen sind sehr hilfreich, wenn es darum geht, sich einzubringen und teilzunehmen.
Forum 3 „Gemeinschaft durch den Aufbau digitaler Kompetenzen fördern – Was sich aus FAPIQ-Förderprojekten entwickelt hat“
Die Digitalisierung hat Einfluss auf verschiedene Lebensbereiche. Insbesondere im Alter bestehen viele Potentiale Angebote besser verfügbar zu machen oder den Kontakt zu Verwandten, Bekannten und der Nachbarschaft zu verbessern.
Beispiele:
- Senioren-Medien-Hilfe – Candy Hentschel, WIS Lübbenau mbH (Galerie unten, mittleres Bild)
- Digital? Digitoll! Stammtisch – Evelin Miethke, Seniorenbeirat Letschin (Galerie unten, linkes Bild)
Schlaglichter
- Digitale Kompetenzen zu erlernen, schafft Gemeinschaft und Geselligkeit.
- Offliner werden zu Onlinern mit Hilfe verschiedener Angebote:
- „Digitaler Engel“, die Stiftung digitale Chancen bieten Wissen.
- Der Digitale Gemeinderaum für Jung und Alt in der Gemeinde Letschin, ein IT-Stammtisch oder Tandems aus Schülern und Senioren in Lübbenau bieten Austausch.
- Kostenlose Gruppenschulungen in der Senioren Medien Hilfe bilden weiter.
Forumphase 2
In Forumphase 2 berichteten die 2024 geförderten Projekte von ihren Erfahrungen mit der Umsetzung.
Forum 4 mit:
- Sitzbänke für Senioren in Brück – Brück, PM
- Schaukasten – Werder, PM
- Küchentreff – gemeinsam statt einsam – Zossen, TF
Schlaglichter
- Das Wichtigste in allen Fällen: „Wir wollten es wissen und haben einfach losgelegt.“ Das Projekt „Schaukasten“ etwa begann mit Wurfzetteln im Briefkasten. Die Praxis zeigt dann meist den Bedarf auf.
- Um weiterzukommen war es besonders wichtig, lokale Akteure, ältere Menschen, Mitstreitende, und Ehrenamtliche vor Ort einzubinden und Sponsoren zu finden.
- Generationenübergreifende, datenschutzkonforme E-Mail-Verteilers im Quartier sorgen für Austausch und Transparenz.
- „Die Ideen gehen nicht aus“: Sie reichen vom Dämmerschoppen, dem Ratequiz oder der Ökofil-Tour bis zur Ortschronik, dem Weihnachtssingen oder dem Puppentheater.
Forum 5 mit:
- Gerdas Erzählcafe – Wriezen, MOL, Mareike Brune (Galerie unten, mittleres Bild)
- Neubarnimer Begegnungsallee – Letschin, MOL (Galerie unten, linkes Bild)
- Generationenübergreifendes Schrauben – Wittenberge, PR, Cornelia Eichler-Körtge (Galerie unten, rechtes Bild)
Schlaglichter
- Begegnung zwischen den Generationen kann viele Facetten haben: Schulprojekte mit Jung und Alt, Erzähl-, Zuhör- und „kulinarische“ Bänke, die Möglichkeiten schaffen, sich mit der Nachbarschaft zu treffen
- Wichtig ist eine vielfältige, zielgruppengenaue Öffentlichkeitsarbeit (Zeitung für die Älteren, Social Media für jüngere Menschen)
- Die Frage ist, wie auch Menschen in entlegeneren, schwer zu erreichenden Ortsteilen besser erreicht und einbezogen werden können.
- Es gibt noch zu wenige generationenübergreifende Projekte für Männer.
Forum 6 mit:
- Gemeinsam vereint gegen den plötzlichen Herztod – Plessa, EE, Daniela Kluge
- Begegnungsstätte – Grünheide, LOS, Kerstin Wasmuth (Galerie unten, linkes Bild)
Schlaglichter
Begegnungsstätte Grünheide
- Durch ihre Aktivitäten war die Kümmerin bereits bekannt. Zur Verstetigung der Prozesse brauchte es aber einen festen Anlaufpunkt.Die niedrigschwelligen Angebote wurden sehr schnell genutzt, die Zielgruppe gut erreicht.
- Verantwortung braucht viele Schultern, ein etabliertes Angebot darf nicht abhängig von einer Person sein.
Gemeinsam vereint gegen den plötzlichen Herztod, Hohenleipisch
- Es gab bereits ein großes Potenzial an ehrenamtlichem Engagement in der Kommune.
- Die Schulungen, die im Rahmen des Projektes angeboten wurden, stießen auf breites Interesse gestoßen.
Förderaufruf 2025 – „Gemeinsam für mehr Lebensqualität im Alter“
Auch im kommenden Jahr fördert FAPIQ wieder Projekte, die ein gutes Altern im heimischen Umfeld ermöglichen sollen. Anträge sind bis zum 24. Januar 2025 möglich. Insgesamt stehen 15.000 Euro aus Landesmitteln zur Verfügung.
Hendrik Nolde, stellv. Projektleiter der FAPIQ, nannte als Ziele des neuen Förderaufrufs unter anderem eine bessere soziale und kulturelle Teilhabe älterer Menschen, die Umsetzung beteiligungsorientierter Formate sowie die Unterstützung und Vernetzung engagierter Akteure.
Gefördert werden können Nachbarschaftshilfestrukturen, generationenübergreifende Angebote, Maßnahmen zur Verbesserung der Mobilität oder der digitalen Teilhabe älterer Menschen.
Zum Förderaufruf
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- Programm des Fachtags 2024