Nachlese
Unser VeranstaltungsrückblickNachlese: FAPIQ-Fachtag „Pflege vor Ort“ am 28.05.2024 in Bad Saarow
Gestartet vor drei Jahren als ein zentraler Pfeiler des Brandenburger „Paktes für Pflege“, erweist sich das Förderprogramm „Pflege vor Ort“ immer mehr als Erfolgsgeschichte. Das Programm unterstützt Kommunen und Pflege-vor Ort-Projekte dabei, alterns- und pflegerechte Sozialräume zu gestalten und so die Pflege in der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen. Inzwischen beteiligen sich alle Landkreise und kreisfreien Städte Brandenburgs sowie 85% der Kommunen an dem Programm.
Auf dem diesjährigen „Pflege vor Ort“-Fachtag am 28. Mai in Bad Saarow hatten etwa 120 Vertreterinnen und Vertreter von Projekten, Trägern sowie allen politischen Akteuren des Landes Brandenburg Gelegenheit zum Austausch. In Fachforen blickten sie auf das Geleistete, aber auch auf die weitere Ausgestaltung des „Paktes für Pflege“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierten sich an der „Flyer-Wand“ über Aktivitäten der anderen oder vernetzten sich auf dem „Markt der Möglichkeiten“.
Zum Einstieg
Grußwort
Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg
Aus der Rede
- „„Pflege vor Ort“ stärkt seit 2021 sozialräumliche Hilfen im Vor- und Umfeld der Pflege. Das Programm schafft in kommunaler Verantwortung Angebote der Beratung, Begleitung, Entlastung und zur sozialen Teilhabe der pflegebedürftigen Menschen und ihrer Angehörigen.“
- „Inzwischen beteiligen sich alle Landkreise und kreisfreien Städte sowie rund 85% der unteren kommunalen Ebene an dem Programm – auch mit Eigenmitteln.“
- „Es ist uns gelungen, den Brandenburger Ansatz von „Pflege vor Ort“ auf die Bundesebene zu tragen. Von 2025 bis 2028 wird es ein Modellprogramm für alle Länder in Höhe von jährlich 30 Mio. Euro pro Jahr für kommunale Unterstützungsstrukturen vor Ort geben.“
- „Um die Förderung von Pflege vor Ort verstetigen zu können ist es wichtig, dass die vielen beispielgebenden Aktivitäten und ihre konkreten Wirkungen im ganzen Land noch sichtbarer werden.“
- „Es war gut, den Kommunen breiten Gestaltungsspielraum zu lassen: Sie sind dann besonders erfolgreich, wenn sie … bei der Umsetzung systematisch mit den Akteuren zusammenarbeiten und die Prozesse mitgestalten.“
Pflegende Angehörige – Bedarfe, Herausforderungen und Entlastung
In ihrem Impulsvortrag hob Lara Petzold vom Verein Wir Pflegen e. V. die Bedarfe und Herausforderungen für pflegende Angehörige hervor.
Das Wichtigste in Kürze
- Fast jede vierte Hauptpflegeperson im Alter zwischen 18 und 65 Jahren hat die eigene Erwerbstätigkeit reduziert oder ganz aufgegeben.
- Belastungen zeigen sich physisch, psychisch, emotional, sozial oder finanziell.
- Pflegende Angehörige brauchen Unterstützung: von der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf über einen einfacheren Zugang zu Beratung bis hin zur Wertschätzung durch die Gesellschaft.
- Ziel ist der Ausbau von Selbsthilfeinitiativen – landesweit, vor Ort und digital sowie die Vertretung der Interessen von pflegenden Angehörigen.
Zur Präsentation
Der Pakt für Pflege in der Evaluation – ein Rückblick
In seinem Vortrag zur Evaluation des Paktes für Pflege zog Dr. Christof Veit, BQS Institut, ein positives Fazit. Er stellte zugleich Handlungsempfehlungen für das weitere Vorgehen vor.
Aus dem Fazit:
- 100 % der Landkreise und kreisfreien Städte, 85 % der Gemeinden, Ämter und Städte beteiligen sich am Pakt für Pflege
- 664 Projekte zur Unterstützung der pflegebedürftigen Menschen und ihrer Angehörigen werden gefördert…
- …und in 74 % der Kommunen weiterentwickelt
Der Pakt für Pflege Brandenburg
- führte zum Aufbau vielfältiger Strukturen und Kooperationen
- fördert vielfältige Projekte, die die pflegebedürftigen Menschen und ihre Angehörigen unterstützen
- stärkt die Ausbildung von Pflegekräften und fördert so die Fachkräftesicherung
Podiumsdiskussion – Pflege vor Ort in der Praxis
Auf dem Podium: Ulrich Wendte, Referatsleiter Pflegepolitik MSGIV; Frank Steffen, Landrat Landkreis Oder-Spree; Kerstin Schulz, Sozialplanung Landkreis Spree-Neiße; Christian Hentschel, Bürgermeister Schönefeld; Matthias Teut, Referent für Pflege und Altenhilfe, Der Paritätische / Landesverband Brandenburg e.V.
Moderation: Stefan Pospiech, Geschäftsführer Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.
Die wichtigsten Ergebnisse
„Wir müssen die Lebenssituation der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen zu Thema der Gesamtgesellschaft machen. Dafür brauchen wir Informationen zu Versorgungslücken. So entsteht von unten Druck aufs System. Pflegevor Ort ist ein Marathon – und wir sind gerade erst gestartet.“ (Ulrich Wendte)
„Die Menschen brauchen einen einfachen Weg zu Leistungen und zur Information darüber – warum eigentlich nicht Pflegeberatung in der Gemeindebibliothek anbieten?“ (Frank Steffen)
„Der Pakt für Pflege muss seinen Blick für die Angehörigen pflegebedürftiger Personen schärfen und sie bestmöglich unterstützen. Wir wollen deshalb Angehörige befragen, möchten wissen, was gebraucht wird.“ (Kerstin Schulz)
„Kräfte bündeln, Fördergelder zusammenlegen – interkommunal Denken macht Sinn: Mit ‚Kümmern im Verbund‘ haben wir ein Leuchtturmprojekt in Schönefeld.“ (Christian Hentschel)
„Soll der Pakt für Pflege optimal wirken, muss das soziale Umfeld mehr in Betreuung und Pflege eingebunden, dabei aber professionell begleitet werden.“ (Matthias Teut)
- Hätte Brandenburg einen vergleichbare Versorgungsquote wie im Bundesdurchschnitt, wären 5.080 Personen mehr in der stationären Versorgung. Pflege vor Ort stärkt diese Menschen.
- Das Programm hat die Strukturentwicklung auf kommunaler Ebene gestärkt.
- Steuerung und Begleitung durch die Landkreise – ein Mehrwert für die Kommunen: Die Ebenen unterhalb der Landkreise einzubeziehen hat sich bezahlt gemacht: Viele Kommunen nehmen Gestaltungsmöglichkeiten entschlossen wahr.
- Pflege vor Ort genießt politischen Rückhalt in den Kommunen: Nach anfänglicher Skepsis gegenüber dem Pakt für Pflege – besonders in finanzieller Hinsicht – nehmen ebenso die Landkreise und kreisfreien Städte Ihre Gestaltungsmöglichkeiten wahr
- Die dezentrale Verantwortung für die Gestaltung ist ein Erfolgsfaktor
- Pflege vor Ort stärkt die Sichtbarkeit und Verantwortung der Kommunen: In vielen Ämtern und Gemeinden gibt es dank Pflege vor Ort Ansprechpersonen in der Kommunalverwaltung. So kann eine Verantwortungsgemeinschaft für die Pflege vor Ort entstehen.
- Nahverkehr und Nachbarschaftshilfe gehören in den Fokus – besonders die Hilfsbereitschaft aus Corona-Zeit und die nachbarschaftlichen Engagements in der Pflege müssen weiterwirken.
- In vielen ländlichen Gegenden Brandenburg ist die Situation im Bereich Mobilität sehr problematisch. Fahrten rechnen sich für Fahrdienste nicht. Die große Gefahr ist, dass Menschen vereinsamen und so sozial verarmen. Für die Integration von pflegerischen Angeboten in ländliche Gebiete braucht es dezentrale Lösungen und niedrigschwellige Anlaufstellen. Das ermöglicht Pflege vor Ort.
Der Pflege-vor-Ort-Fachtag 2024 in Bildern
Inhalt
Programm
- Programm des Pflege-vor-Ort-Fachtags 2024
Die Foren: Präsentationen
Forum „Pflege vor Ort“ im ländlichen Bereich
Forum „Pflege vor Ort“ im städtischen Bereich
Forum Selbsthilfe stärken