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Nachlese FAPIQ-Inforeihe „Vernetzung in der Alltagsunterstützung“ vom 19.02.2025
Zu Beginn hat Anja Bade, Referentin für alltagsunterstützende Angebote der FAPIQ, einen theoretischen Überblick über das Thema Vernetzung gegeben.
Ein alltagsunterstützendes Angebot nach §45a SGB XI (kurz AuA) ist eine Leistung der Pflegeversicherung und steht allen Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf zu. Wer über einen Pflegegrad verfügt, kann dieses Angebot über den sogenannten Entlastungsbetrag von 131 Euro monatlich ab Pflegegrad 1 nutzen.
Im Jahr 2023 gab es rund 1.722 Einzelangebote an 551 Standorten im Land Brandenburg.
Das Thema Vernetzung spielt in der Alltagsunterstützung immer eine wichtige Rolle. Von der Gründung bis zur Verstetigung eines bestehenden Angebotes ist die Vernetzung mit relevanten Akteuren ein Garant für die Weiter-Entwicklung eines AuA. Anbieter, die ein AuA aufbauen möchten, können mit anderen Akteuren zusammenarbeiten, damit sie ihre Klienten bei Bedarf auch auf andere Angebote in der Umgebung aufmerksam machen oder dorthin verweisen können. Darin liegt auch das Verständnis, dass ein alltagsunterstützendes Angebot nach §45a SGB XI als ein „Türöffner“ zu weiteren Leistungen der Pflegeversicherung verstanden wird. Des Weiteren bietet Vernetzung mit anderen Akteuren die Möglichkeit, um voneinander zu lernen oder bestenfalls kontinuierlich in einem Netzwerk arbeiten zu können.
Als erstes Praxisbeispiel startete Robin Schulz, Geschäftsführer der ALLTAGSHELDEN GmbH, der ein gewerbliches AuA im Landkreis Oberhavel gegründet hat. Wichtig ist, dass Pflegebedürftige die Leistungen der Pflegeversicherung kennen und über verschiedene Möglichkeiten der Begleitung innerhalb des alltagsunterstützenden Angebotes aufgeklärt werden. Auch die Zusammenarbeit mit den pflegenden Angehörigen ist ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit im Sinne einer gelingenden Vernetzung. Aktuell wurde ein Qualifizierungsangebot für sozialversicherungspflichtig beschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach §45a SGB XI entwickelt. Der erste Kurs beginnt im Mai 2025 (siehe Übersicht Qualifizierungskursanbieter im Land Brandenburg).
Im zweiten Praxisbeispiel berichtete Nicole Vormum aus der Perspektive eines gemeinnützigen Trägers, der Kontaktstelle Eberswalde e.V. im Landkreis Barnim. „Vereinsstruktur heißt Vernetzung.“ Das heißt für Sie, sich aktiv einzubringen und sich bei Bedarf auch mal durchzutelefonieren, um Fragen zu stellen. Vor Ort gibt es Austausche und Vernetzung zwischen vielen Akteuren, z.B. dem Pflegestützpunkt, den Pflegekoordinatorinnen vor Ort, dem Bürgermeister, dem Sozialdezernenten oder auch mit dem örtlichen Schachverband. Anlässe zur Vernetzung finden sich immer wieder, z.B. auf Stadtteilfesten, für oder bei der „Hilfe beim Helfen“-Schulung oder mit einer Annonce bei Ebay, um ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu finden. Auch nach drei Jahren trifft man immer wieder Menschen, die dieses alltagsunterstützende Angebot in Eberswalde noch nicht kennen.
Das dritte Praxisbeispiel wurde von Nicole Lindemann, Pflege-vor-Ort Koordinatorin in Perleberg, vorgestellt. Ihr Start im Themenbereich der Alltagsunterstützung war weniger „klassisch“, d.h. nicht mit der Gründung eines AuA-Angebotes verbunden. Seit September 2023 ist Sie Koordinatorin für das kommunale Förderprogramm „Pflege vor Ort“. Es wendeten sich viele Senioren mit der Frage an sie, wo sie sich engagieren können. Kürzlich wurde das Projekt der ersten Leih-Rikscha in Perleberg vorgestellt. Zudem baute Sie im letzten Jahr ein Qualifizierungsangebot nach §45a SGB XI mit der Hilfe von FAPIQ auf. Im Februar 2025 starteten die ersten Helferinnen und Helfer mit der „Qualifizierung, um zukünftig andere Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen. Der nächste Schritt ist der Aufbau eines eigenen alltagsunterstützenden Angebotes, gern unter kommunaler Trägerschaft.
Im anschließenden Austausch mit den Teilnehmenden konnten weitere Aspekte im Rahmen von Vernetzung benannt werden. So wurde die Schwierigkeit geschildert, eine aktuelle Übersicht über anerkannte AuA-Angebote im Land Brandenburg zu beschaffen. Die Informationen auf den Portalen der Pflegekassen (z.B. AOK oder BKK) ermöglichen keine Landkreisübersicht, sondern nur eine Umkreissuche. Was für Akteure eine Herausforderung darstellt, gestaltet sich für Menschen, die Angebote suchen, sicherlich noch schwieriger.
Auch der Bedarf an Qualifizierungskursen für einzelne ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in der Alltagsunterstützung wurde im Plenum benannt. Am Ende der Veranstaltung konnte nach einem gemeinsamen Gespräch mit der Planung und eines Präsenzkurses im Landkreis Oberspreewald-Lausitz durch die gemeinsame Vernetzung interessierter Akteure begonnen werden.
Wenn Sie Ideen oder offene Fragen zum Thema Vernetzung in der Alltagsunterstützung haben, wenden Sie sich gern an uns.