Nachlese

Unser Veranstaltungsrückblick

Nachlese: „Pflege vor Ort“ – Exkursion nach Oranienburg, 4.12.2024

„Pflege vor Ort“ unterstützt die Ämter, Städte und Gemeinden, die Landkreise und kreisfreien Städte Brandenburgs dabei, alterns- und pflegerechte Sozialräume zu gestalten und so die Pflege in der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen.

Wie das konkret vor Ort – beispielsweise in Oranienburg und Perleberg – aussehen und welche Dynamik eine solche Förderung auslösen kann, davon konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der jüngsten FAPIQ-Exkursion am 4.12. dieses Jahres ein Bild machen.

Zum Einstieg

Stefanie Rose; © FAPIQ

In ihrem Grußwort wies Stefanie Rose, Dezernentin für Bürgerdienste der Stadt Oranienburg, auf die Notwendigkeit hin, Menschen mit Pflegebedarf und ihren Angehörigen mit niedrigschwelligen Angeboten entgegenzukommen, „an der Basis anzupacken“. Eine besondere Herausforderung sei es gewesen, die acht Ortsteile der Stadt abzudecken. Wie viele weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerte Frau Rose die Hoffnung auf eine Verstetigung des Programms „Pflege vor Ort“. Die Absichtserklärung im Koalitionsvertrag der neuen Brandenburger Landesregierung sei ein erstes zaghaftes Bekenntnis dazu.

Die Umsetzung der Förderrichtlinie „Pflege vor Ort“ im Land Brandenburg

Katharina Wiegmann, Projektleiterin der Fachstelle Altern und Pflege im Quartier (FAPIQ), gab einen Überblick zur Umsetzung der Förderrichtlinie „Pflege vor Ort“ im Land Brandenburg und den bisher realisierten Projekten:

Katharina Wiegmann; © FAPIQ

Die Zahlen – Stand jetzt – können sich sehen lassen, so Wiegmann:

  • In 87 Kommunen wurden 96 Personalstellen geschaffen.
  • In 58 Kommunen gab es Maßnahmen zur Bedarfserfassung und Sozialraumanalyse.
  • In 127 Kommunen gibt es insgesamt 175 Angebote zur Unterstützung von Menschen mit Pflegebedarf.
  • In 118 Kommunen gibt es insgesamt 196 Kultur- und Bewegungsangebote für Menschen mit Pflegebedarf.
  • Mobilitätsangebote halten 37 Kommunen vor.
  • Und lokale Pflegenetzwerke wurden in 55 Kommunen gefördert.

Dank „Pflege vor Ort“ seien für Menschen mit Pflegebedarf und ihre An- und Zugehörigen spezifische Angebote der sozialen Teilhabe entstanden. Die Offenheit der Förderrichtlinie führe zu angepassten Lösungen (Bottom-Up statt Top-Down) und einem großen Gestaltungsspielraum für die Kommunen. Besonders erfreulich sei es, dass die jeweiligen Projekte in einigen Orten über eine rechtliche Verankerung der Maßnahmen dauerhaft Wurzeln schlagen konnten. Das Förderprogramm habe bei den Kommunen das Bewusstsein gestärkt, für Menschen mit Pflegebedarf zuständig und verantwortlich zu sein, stellte Frau Wiegmann fest.

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Pflege vor Ort in Oranienburg

Im Anschluss daran erläuterte Pierre Schwering vom Amt für Bildung und Soziales der Stadt Oranienburg, wie die Kommune die Förderrichtlinie „Pflege vor Ort“ umsetzt.

Pierre Schwering; © FAPIQ

Zentral seien für die Stadt diese Fragen gewesen: Welche Angebote sind notwendig, damit Menschen mit Pflegebedarf in allen Ortsteilen der Stadt zu Hause alt werden können? Wie lassen sich pflegende Angehörige so gut wie möglich unterstützen? Und wie lassen sich die Angebote in den Ortsteilen mit denen in der Kernstadt Oranienburg verknüpfen? Hier erfüllt „Pflege vor Ort“ laut Herrn Schwering eine Brückenfunktion.

Um die Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren in den Ortsteilen zu ermitteln, habe es zunächst Befragungen von Senioren durch Senioren gegeben, fachlich begleitet durch die FAPIQ. Zusammen mit dem Märkischen Sozialverein als Partner sei man bei der Umsetzung der Maßnahmen mittlerweile auf einem guten Weg. Besonders wichtig sei es, mit niedrigschwelligen Anlaufstellen Möglichkeit zu schaffen, sich vor Ort zu treffen und Hilfe anzubieten.

 

Der Treffpunkt Mensch, Mitmensch in Oranienburg

Jana Poppe; © FAPIQ

Das Projekt „Mensch, Mitmensch“, gefördert von „Pflege vor Ort“ und angesiedelt beim Märkischen Sozialverein (MSV), kann seit dem Start im Dezember 2021 ein rasantes Wachstum vorweisen. Jana Poppe, die das Projekt beim MSV koordiniert, ließ Zahlen sprechen: Lag die Gesamtzahl der Besucher 2022 noch bei knapp über 400, waren es zwei Jahre später bereits mehr als 2.200. Die Zahl der Treffpunkte legte im selben Zeitraum von 2 auf 100 zu, die der Sprechzeiten von 23 auf 123.

Diese Entwicklung spiegelt sich im Angebot von „Mensch, Mitmensch“ –  auch hier ging es, was Zahl und Bandbreite der Aktivitäten betrifft, steil bergauf: Das Mensch-Mitmensch-Mobil etwa kommt schnell und unkompliziert zu den Menschen nach Hause und getreu dem Motto „Gemeinsam isst besser“ treffen sich Jung und Alt zu Kochpartien. Es gab bereits Ortsteil- und Erntefeste, Adventsmärkte, Musik Cafés und vieles mehr – nicht zu vergessen Informationsangebote zu Vorsorge und Pflege, Präventionsangebote der Polizei und, und, und… Zudem wird in zahlreichen Fachtreffen Netzwerk-Arbeit geleistet.

Besonders herausfordernd sei es laut Frau Poppe, alleinlebende und unversorgte Menschen zu erreichen oder jüngere Ehrenamtliche zu gewinnen. Sollen Projekte wie „Mensch, Mitmensch“ eine Zukunft haben, sei es notwendig, „Pflege vor Ort“ zu verlängern, bestenfalls zu verstetigen.

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Pflege vor Ort in Perleberg

Seit etwas mehr als einem Jahr ist Nicole Lindemann „Pflege vor Ort“-Koordinatorin für die Stadt Perleberg. Ganz im Sinn des Brandenburger „Paktes für Pflege“ ist es ihr ein Anliegen, pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.

Nicole Lindemann; © FAPIQ

Dazu hat sie im ausklingenden Jahr 2024 bereits den Anstoß zu einer Reihe entsprechender Angebote gegeben. Eine ihrer ersten Aktionen war der Senioren-Stammtisch. Es folgten unter anderem die Veranstaltungsreihe „Kino am Vormittag“, Stadtspaziergänge mit einer ehemaligen Stadtführerin und das Alt-Handwerker-Treffen – „eine Idee von den Senioren“, wie Frau Lindemann betont. Taufrisch ist die Aktion „Ein Brief für dich“ – Seniorinnen und Senioren im Pflegeheimen bekommen Weihnachtspost von jungen Menschen. Besonders großen Zuspruch finden Veranstaltungen wie „Tanz und Tee“, ein Kennenlernkochen zur thailändischen oder mexikanischen Küche sowie zahlreiche Informationsveranstaltungen.

Abschließend wies Frau Lindemann auf einen Qualifizierungskurs hin, der im Februar kommenden Jahres startet. Er soll ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern das notwendige Wissen vermitteln, um die Selbstständigkeit hilfebedürftiger Menschen in ihrem Wohnumfeld zu stärken und pflegende Angehörige zu entlasten.

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Die Exkursion in Bildern