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Quartiersentwicklung – was ist das überhaupt?

Interview, Einblicke aus dem Arbeitsalltag von Hendrik Nolde, Referent für Quartiersentwicklung

Hendrik Nolde, Referent für Quartiersentwicklung

„Meistens erkläre ich Quartiersentwicklung mit folgendem Beispiel: Ein barrierefreies Haus mitten ins Grüne zu setzen, macht keinen Sinn. Ein Mensch kann nur gut und vor allem lange darin wohnen, wenn auch die Strukturen drum herum funktionieren – es z.B. eine Infrastruktur zur ärztlichen Versorgung gibt, eine Einkaufsmöglichkeit und -hilfe in der Nähe; wenn also das Wohnumfeld stimmt. Für die Schaffung dieser Strukturen, dieses Umfelds, diesem sogenannten Quartier, bin ich bei FAPIQ zuständig. Wenn ich Menschen und Akteure berate, geht es also vor allem darum, einen Prozess in Gang zu bekommen, der all die Komponenten bedenkt, die dazu gehören, damit man gut in der gewohnten Umgebung alt werden kann.“

1. Was für Beratungen haben Sie in der letzten Woche durchgeführt?

Gemeinsam mit einem Kollegen aus der Region war ich bei der Stadtplanung im Nord-Osten Brandenburgs zur Vorstellung von FAPIQ. Konkreter Anlass des Gesprächs war die Planung eines Projekts zum bezahlbaren Wohnraum. Schnell wurde klar, dass die Lage der angedachten Grundstücke wenig Gestaltungspielraum lassen für alternsgerechte Strukturen, dass die Stadt allerdings über Grundstücke verfügt, die dafür noch besser passen, weil sie zentraler liegen. Es wurde klar, dass wir von FAPIQ Impulse geben können und praxisnahe Einblicke von ähnlichen Projekten, die die Arbeit der Stadtplaner erleichtern kann. Mit Interesse wurde unser Knowhow im Bereich alternsgerechte Quartiersentwicklung aufgenommen. Wir haben Möglichkeiten von Beteiligungsprozessen besprochen, also wie man betroffenen Menschen vor Ort in Entscheidungen miteinbeziehen kann, damit Lösungen auch wirklich auf deren Bedürfnisse zugeschnitten werden können. Und wir haben erklärt, wie FAPIQ weiter unterstützen kann, z.B. mit unserer Veranstaltung „Praxismodul zur Quartiersentwicklung“, das mit der Aufbereitung von praxisnahen Beispielen zeigt, wie andere ähnliche Herausforderungen angegangen sind. Im Anschluss wurde der Kontakt zum Sozialausschusshergestellt.

Die Stadtplaner wissen jetzt, dass sie bei uns weitere Informationen und Anregungen bekommen können.

 2. Haben Sie ein Projekt schon länger begleitet? Wenn ja: wie war der Prozess?

 Wir von FAPIQ beraten ja ganz unterschiedliche Menschen im Land Brandenburg. Ein schönes, gerade aktuelles Beispiel, ist da der Seniorenbeirat Ludwigsfelde.

Der Seniorenbeirat war bereits vor unserem Kennenlernen bei einer FAPIQ Vorstellung im Kreis-Seniorenbeirat im Juli 2016 einfallsreich, was alternsgerechter Strukturen angeht (z.B. in der integrierten Stadtentwicklung oder dem Einwerben von Fördermitteln für barrierefreies Wohnen).

Wir standen daher in regem Austausch – richtig intensiviert wurde der Kontakt nun aber bei der aktiven Prozessplanung zur Quartiersentwicklung. Dazu beriet FAPIQ im Vorfeld und half beispielsweise gemeinsam mit der Akademie 2. Lebenshälfte bei der Planung und Durchführung eines Workshops zu der Frage: Wie kann man Ludwigsfelde alternsfreundlicher machen? Ziel war, die Barrierefreiheit in Ludwigsfelde zu erheben; also herauszubekommen, was es für Hürden im Alltag gibt, die Menschen mit Einschränkung daran hindern, sich problemlos bewegen zu können. Dafür wurden im Vorfeld zunächst alle Stadtteile betrachtet und darüber hinaus analysiert, wo besonders viele ältere Menschen leben. An Hand einer Checkliste wurden die verschiedenen Aufgaben erstellt und verteilt: von der Routenplanen bis zur Bewerbung und Einbindung wichtiger Akteurinnen und Akteure. Im zweiten Schritt wurden dann alle Bürgerinnen und Bürger im Juni vom Bürgermeister zu einem Stadtteilspaziergang eingeladen wurde, um gemeinsam zu erfahren, was Barrierefreiheit bedeutet und wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt.

Parallel dazu hat ein regelmäßig stattfindender Stammtisch aus Interessierten diese Veranstaltung vorbereitet und soll im Nachgang dazu dienen, dass Ideen auch in die Tat umgesetzt werden.

Weiterhin setzten sich die Senioren für eine neue Begegnungsstätte in der Innenstadt ein, nachdem der bisherige Treff aus Kostengründen schließen musste.

FAPIQ stand und steht dabei immer mit methodischem Rat zur Seite und befähigte so die engagierten ehrenamtlichen Beiräte einen Prozess zu starten, der langfristig dafür sorgen kann, dass die Bewohnerinnen und Bewohner von Beginn bis zum Ende ihres Lebens gut in Ludwigsfelde / West leben können.

 

3. Haben Sie an einer interessanten Veranstaltung teilgenommen oder waren beteiligt?

Im Juni war ich auf dem Fachtag der Mehrgenerationenhäuser in Potsdam.

Mehrgenerationenhäuser (MGH) sind Begegnungsräume und Treffpunkte für Menschen aus der Region, Menschen im Quartier, die sich engagieren und in Projekten organisieren wollen. Der Bund fördert pro Landkreis / kreisfreie Stadt ein Mehrgenerationenhaus, auch mit einer halben Stelle. Das ist natürlich nicht viel – trotzdem sind die Mehrgenerationenhäuser ein sehr wichtiger Baustein in der Quartiersentwicklung. In Brandenburg gibt es über 20. Der jährliche Fachtag ist immer ein besonderes Ereignis, um miteinander ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, was im Land so passiert. Der diesjährige Fokus lag auf der spannenden Frage, wie sich die Mehrgenerationenhäuser noch mehr in den Sozialraum öffnen können, also wie sie noch mehr Teil werden können von der Gemeinschaft, in der sie ansässig sind.

Für FAPIQ war die Veranstaltung aus zwei Gründen interessant. Zum einen haben wir mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Mehrgenerationenhäuser (LAGMGH) eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Darin sprechen wir uns für gegenseitige Informierung und Unterstützung aus. Zum anderen waren wir an einer Podiumsdiskussion beteiligt zum Thema Weiterentwicklung von Mehrgenerationenhäuser. Deutlich wurde, dass FAPIQ die MGHs vor allem unterstützen und Ideen geben kann, wenn es um lokale Planungsprozesse und alternsgerechte Strukturen geht. Bis heute liegt ein Schwerpunkt von Mehrgenerationenhäuser auf der Arbeit mit Jugendlichen und Kindern. Das ändert sich gerade – nicht zuletzt durch den demographischen Wandel. Hier können wir helfen, vernetzen und Impulse geben, wenn das gewünscht ist.

Wir von FAPIQ müssen unser kostenloses und unabhängiges Beratungsangebot weiterhin bekannt machen und zeigen, was wir leisten können und wie die Menschen von uns und unseren Kontakten profitieren können. Der Fachtag war ein guter Anknüpfungspunkt dafür.