Nette Leute in Guten Stuben

Kontakt

Initiator:
Stadt Eisenhüttenstadt (Behinderten- und Seniorenbeauftragte)
Laufzeit:
Juli 2017
Kontakt:
Andrea Peisker, Behinderten- und Seniorenbeauftragte der Stadt Eisenhüttenstadt
 
03364 566 380
 
Andrea.Peisker@eisenhuettenstadt.de
 
Zentraler Platz 1
 
15890 Eisenhüttenstadt

Stadt Eisenhüttenstadt

Was wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

Ziel ist, für alleinlebende Ältere Gelegenheiten zu schaffen, über einen ggf. eingeschränkten Bekanntenkreis hinaus, den Gedankenaustausch unter Gleichaltrigen zu stärken (beispielsweise als Ersatz für schwindende oder verloren gegangene Kontakte). Außerdem sollen Möglichkeiten geschaffen werden, nach alters- oder stadtumbaubedingtem Wohnungswechsel neue Kontakte im neuen Wohnumfeld zu knüpfen. Dies wirkt drohender Einsamkeit und Isolation im Alter entgegen und schafft darüber hinaus neue informelle Netzwerke.

Was war Ihnen bei der Planung wichtig?

Nach der inhaltlichen Ausformung der Projektidee, wurden Gespräche mit potenziellen Projektpartnerinnen und -partnern geführt. Dazu gehörte unter anderem die Abklärung der Möglichkeiten, wie das Projekt in der Durchführung durch Ehrenamtliche unterstützt werden könnte (z.B. Gewinnung von Ehrenamtlichen für den angebotenen Fahrservice). Die Projektidee lebt davon, dass die Älteren in hohem Maß selbst aktiv werden. Um sie zu erreichen, wurde das Projekt einer breiten lokalen Öffentlichkeit über verschiedene Medien vorgestellt. Dazu gab es Pressegespräche mit regionalen Medien und in der Folge Beiträge in der örtlichen Tageszeitung, den kostenlosen Wochenblättern, der Stadtteilzeitung, im lokalem TV-Sender sowie bei Antenne Brandenburg. Parallel wurde ebenfalls in den Mieterzeitungen der beiden größten Vermieter der Stadt die Projektidee vorgestellt und Interessenten aufgerufen, sich zu melden. Für die begleitende Öffentlichkeitsarbeit wurde ein Projekt-Logo entworfen, das fortan alle Publikationen ziert. Es wurden zudem Flyer zur Verteilung über alle Seniorengruppen und -treffs entworfen und gedruckt. Im Sinne einer Teilnehmerbindung wurde für jeden Gastgebenden ein dekoratives Tischset hergestellt, das mit dem Projektlogo als Aufkleber die Zugehörigkeit zur „Projektfamilie“ symbolisiert und bei den Kaffeekränzchen zum Einsatz kommt.

Wie gewährleisten Sie, dass Sie mit Ihrem Angebot die Zielgruppe erreichen?

Der Projektstart wurde von einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Darüber hinaus sind Flyer (z. B. auch verteilt über die meist alleinlebenden Nutzerinnen und Nutzer des SeniorenEinkaufsMobils) und die sog. Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Teilnehmender vielversprechende Mittel, die Zielgruppe zu erreichen. Bedingungen, um mitzumachen, gibt es keine. Wichtig sind eine gesunde Neugier auf neue Bekanntschaften, die Fähigkeit und die Bereitschaft, Gastgeberin oder Gastgeber zu sein, das Vorhandensein einer großen Kaffeekanne und etwas Platz im Wohnzimmer. Fehlende Sitzmöglichkeiten oder Mobilitätseinschränkungen fängt das Projekt mit Unterstützungsleistungen auf. Dies garantiert Niedrigschwelligkeit, minimiert für die Teilnehmenden den Organisationsaufwand und gewährleistet einem breiten Personenkreis den Zugang.

Wer unterstützt Ihr Angebot?

Initiatorin ist die Behinderten- und Seniorenbeauftragte der Stadt Eisenhüttenstadt (Stabstelle Bürgermeister). Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Engagement und dem Stadtteilbüro „offis“ umgesetzt. Darüber hinaus bestehen Partnerschaften mit anderen Projekten (z.B. dem SeniorenEinkaufsMobil) in Eisenhüttenstadt.

Wie finanzieren Sie Ihr Angebot?

Nach finanzieller Unterstützung des Projektes in der Startphase durch den Förderaufruf der FAPIQ entstehen keine fortlaufenden Kosten. Da die Nutzerinnen und Nutzer es in ihren Wohnungen und als Gastgebende für die Kaffeekränzchen auf eigene Kosten bestreiten, trägt sich das Angebot selbst. Sofern der Kleinbus des Vereins ENGEL e.V. auch weiterhin zur Verfügung steht, kann sich bei entsprechender Nachfrage auch der angebotene ehrenamtliche Fahrdienst nach der geförderten Startphase selbst tragen.

Was war hilfreich bei der Umsetzung des Angebotes?

Anders als sonst sollten nicht Ehrenamtliche als Gastgebende fungieren und etwas für Seniorinnen und Senioren tun (Charity-Gedanke), sondern die Älteren selbst in Eigenverantwortung und im doppelten Sinne als Gestaltende und Nutznießende bei der Projektumsetzung beteiligt werden. Sie allein bestimmen Ort, Zeit, Personen und Inhalte des Angebotes und somit seinen Erfolg. Um mögliche Hemmschwellen für Singlehaushalte zu überwinden, wurden beispielsweise über Projektfördermittel vier Klappstühle gekauft, die bei Bedarf den Gastgebenden zur Verfügung gestellt werden können und einen möglichen Mangel an Sitzgelegenheiten in den jeweiligen Wohnungen kompensieren. Der über den Projektpartner Agentur für Engagement und seinen Trägerverein ENGEL – Engagiert Ehrenamt Leben e.V. ermöglichte Fahrservice mit Ehrenamtlichen greift ebenfalls eine denkbare Hemmschwelle bei der Teilnahme auf und bringt mobilitätseingeschränkte Gruppenmitglieder auf Wunsch zu den vereinbarten Stuben.
Für die Bildung der jeweiligen Gruppen haben sich erste Kennenlerntreffen als hilfreich erwiesen. So können sich die Teilnehmenden auf neutralem Boden (hier in den Räumen der Agentur für Engagement) auf gegenseitige Sympathie prüfen und erste Absprachen für ihre Treffen mit „Netten Leuten“ in ihren „Guten Stuben“ tätigen.

Was war hinderlich bei der Umsetzung des Angebotes?

Bislang konnten keine hinderlichen Punkte festgestellt werden.

Wie kann Ihr Angebot gesichert und weiterentwickelt werden?

Die Umsetzung der Projektidee ist in hohem Maße unabhängig von räumlichen oder personellen Rahmenbedingungen. Auch ohne fortlaufende Finanzierungsmöglichkeiten kann die Projektidee weiterverfolgt werden, da es für die Umsetzung und Fortführung als Mindestbedingung nur des Willens der Zielgruppe bedarf. Regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit über lokale Medien kann hier unterstützend wirken. Auch die Koordinierung und Zusammenführung neuer Gruppen durch Kennlerntreffen kann unkompliziert über die Agentur für Engagement weiter begleitet werden. Regelmäßige Kontakte zu den Teilnehmern und Teilnehmerinnen gewährleisten Rückmeldungen, aus denen sich Anregungen zu evtl. Unterstützungsbedarf ableiten lassen. Ehrenamt unterstützt das Projekt in einem Baustein (Fahrdienst), es zu fördern ist wichtig, aber selbst nicht maßgebliches Ziel des Projektes.

Welche praktischen Tipps haben Sie für Nachahmende?

Es bedarf nicht immer einer kostspieligen und aufwändigen personellen und/oder räumlichen Infrastruktur, um das selbstständige Wohnen im Alter zu unterstützen. Selbstbestimmtes Leben im Alter heißt, Ältere als Expertinnen und Experten in eigener Sache anzuerkennen, denn es sind ihre Biografien und Lebensentwürfe und es ist ihre Lebenszeit, über die viel zu oft Professionelle mit qualitätsgemanagten Konzepten be-stimmen wollen. Manchmal genügen laut ausgesprochene Ideen, dezente Impulse oder die Analyse von möglichen Hemmschwellen. Um die inhaltliche Ausgestaltung küm-mern sich die Adressaten mit großer Begeisterung dann selbst – und zwar in genau der Qualität, die sie gern hätten.