Nachlese

Unser Veranstaltungsrückblick

Nachlese FAPIQ Fachtag „Pflege vor Ort“ am 27. Juni 2023 am Seddiner See

Seit dem Start der Förderrichtlinie „Pflege vor Ort“ im April 2021 rückt die Situation von Menschen mit Pflegebedarf und deren Angehörigen immer mehr in den Blick der Gemeinden, Ämter und Städte im Land Brandenburg. Über 75% der Kommunen haben sich auf den Weg gemacht, um alterns- und pflegegerechte Sozialräume zu gestalten und die Pflege in der eigenen Häuslichkeit zu unterstützen.

Der FAPIQ Fachtag „Pflege vor Ort“ am 27. Juni 2023 bot zahlreiche Gelegenheiten, die vielfältigen Aktivitäten kennenzulernen, gemeinsam das bisherige Engagement zu reflektieren und neue Impulse für die weitere Arbeit sowie thematische Weiterentwicklung und Vertiefung mitzunehmen. Die Möglichkeiten zum Austausch und zur Vernetzung wurden lebhaft angenommen. Thematische Impulse aus Politik und Pflegekassen ergänzten das Programm.

FAPIQ hatte dazu die Ansprechpersonen für „Pflege vor Ort“ in den Kommunen und in den „Pflege vor Ort“-Projekten in die Heimvolkshochschule am Seddiner See eingeladen. Ebenfalls vor Ort waren Vertreter und Vertreterinnen des Brandenburger Landtags, der Pflegekassen, des Landesamtes für Soziales und Verbraucherschutz (LASV), des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV) sowie der „Pflege vor Ort“-Gremien. 140 Personen nahmen am Fachtag „Pflege vor Ort“ teil.

Grußwort der Ministerin

Das Grußwort sprach Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg. Sie begrüßte die Umsetzung von “Pflege vor Ort” in zahlreichen Kommunen. Der Handlungsdruck in der pflegerischen Versorgung sei groß. Zur Absicherung der Pflege brauche es die Stabilisierung und Stärkung des häuslichen Pflegesettings durch alterns- und pflegegerechte Sozialräume. Neben ambulanter pflegerischer Versorgung seien die sozialräumlichen Hilfen im Vor- und Umfeld der Pflege entscheidend– auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht. Beteiligungsprozesse seien notwendig, um Mitverantwortung und Mitgestaltung der Zivilgesellschaft zu fördern, betonte Nonnemacher. Leitbild sei die „sorgende Gemeinschaft“. Ebenso müsse es zentrales Ziel der Pflegeversicherung sein, das häusliche Pflegesetting zu stärken. In diesem Zusammenhang sei das auf Bundesebene verabschiedete Pflege- und Unterstützungsgesetz (PUEG) enttäuschend. Ministerin Nonnemacher informierte über ein Modellprogramm für alle Länder in Höhe von 30 Mio. Euro pro Jahr, das kommunalen Unterstützungsstrukturen vor Ort zugutekommen solle. Es sei gelungen, den Brandenburger „Pflege vor Ort“-Ansatz auf die Bundesebene zu tragen. Frau Nonnemacher unterstrich, dass es verlässliche Rahmenbedingungen brauche, die den Akteuren vor Ort Planungssicherheit gäben. Wichtig sei es, in der nächsten Legislaturperiode eine Landesfinanzierung der kommunalen Sorgestrukturen als eine Aufgabe nach dem Landespflegegesetz umzusetzen.

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Die Förderrichtlinie „Pflege vor Ort“: Beispiele aus der Praxis

Anschließend folgten zwei Beiträge zum Stand der Umsetzung der Förderrichtlinie „Pflege vor Ort“ im Land Brandenburg. Katharina Wiegmann, FAPIQ, stellte die inhaltliche Ausgestaltung der „Pflege vor Ort“-Projekte vor. Stephanie Künnemann, LASV, erläuterte die Entwicklung der Förderrichtlinie aus Sicht der Antragsberatung und die Inanspruchnahme der Fördergelder.

Marco Büchel von der Landesvertretung der DAK-Gesundheit führte in den DAK-Pflegereport Brandenburg ein mit dem Schwerpunktthema „Häusliche Pflege – das Rückgrat der Pflege in Deutschland“. Deutlich wurde auch hier die im Bundesvergleich hohe Anzahl an selbstorganisierten Pflegearrangements im Land Brandenburg.

Im anschließenden Praxisinterview gab Thomas Otto lebendige Einblicke in seine Tätigkeit als Kümmerer in „Pflege vor Ort“ in der Stadt Rheinsberg, Landkreis Ostprignitz-Ruppin.

In Vorbereitung auf die Themenforen stellten sich drei Praxisprojekte vor. Michael Hacker von tamen führte am Beispiel der Stadt Lauchhammer ins Thema Sozialraumanalyse ein. Stephanie Günther und Ines Lehmann vom DRK-Kreisverband Fläming Spreewald e.V. stellten ihr gemeinsam mit der Hochschule Wildau entwickeltes Pilotprojekt „Mobilität und Soziale Teilhabe“ vor. Kerstin Grundmann schließlich stellte die Projekte der Arbeitsinitiative Letschin e.V. wie die Pflegelotsen und weitere Veranstaltungsformate vor.

Austausch in Themenforen

Für den thematischen Austausch und detailliertere Gespräche standen Marco Büchel, Thomas Otto sowie die Vertreterinnen und Vertreter der Praxisbeispiele in den anschließenden offenen Foren – „Bestands- und Bedarfserfassung“, „Unterstützungsangebote der häuslichen Pflege vor Ort“, „Förderung der Mobilität im Sozialraum“, „Teilhabeangebote gestalten“ – zur Verfügung. Das Forum „Angebote vor Ort für Menschen mit Demenz“ wurde durch Marie-Therese Schmitz vom Kompetenzzentrum Demenz für das Land Brandenburg durchgeführt. In der beigefügten Zusammenfassung der offenen Foren finden Sie die Inhalte als auch weiterführende Links.

Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war die Flyer-Wand. Zahlreiche Akteure brachten ihre Flyer mit und gestalteten Pinnwände damit. In den Pausen wurden hier Ideen ausgetauscht und Inspirationen abfotografiert.

„Pflege vor Ort“ weiterdenken – Diskussion und Impulse

Zum Abschluss fand eine offene Diskussion mit einem kurzen Impuls zum Thema „Pflege vor Ort weiterdenken – Was kann jeder dazu beitragen?“ mit Ulrich Wendte vom MSGIV statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werteten den Austausch untereinander sowie mit den zuständigen Behörden und Vertretungen aus dem Ministerium als sehr wertvoll und brachten den Wunsch zum Ausdruck, die behandelten Themen weiterzuentwickeln und zu vertiefen. Die „Pflege vor Ort“-Projekte und die Bedarfe von Menschen mit Pflegebedarf und ihre An- und Zugehörigen sollten vor Ort noch mehr Gesprächsthema sein, insbesondere in den politischen Gremien.

„Die beste Werbung für den Pakt für Pflege sind die guten Maßnahmen und Projekte vor Ort.“ Ursula Nonnemacher